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Authors: Katharine Kerr

Polar City Blues (41 page)

BOOK: Polar City Blues
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Ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang wacht Lacey auf; das Terminal neben dem Bett piept.

Einen Augenblick lang fragt sie sich erstaunt, was sich da Warmes, Schweres an ihren Rücken lehnt, dann erinnert sie sich an Mulligan und an die vorige Nacht. Obwohl sie wirklich nur wenig geschlafen hat, lächelt sie zufrieden, als sie einschaltet.

»Was ist los, Buddy?«

»Programmiererin, Dr. Carol ist hier. Sie schreibt gerade 348

eine Nachricht auf ein Blatt Papier; sie hat gesagt, daß sie später wiederkommen will.«

»Sag ihr, sie soll das Schreiben lassen und hierbleiben. Ich bin gleich da.«

Ganz vorsichtig schlüpft Lacey aus dem Bett und sucht auf dem Fußboden nach ihren Jeans; im ganzen Zimmer liegen Kleider verstreut. Mulligan hat etwas gemerkt, er seufzt im Schlaf, dann greift er nach dem Kissen und schlingt die Arme darum. Jetzt, wo er genug Platz hat, wird er sicher bald wieder so halsbrecherisch zusammengerollt sein, wie man das von ihm kennt. Gerade als Lacey den Reißverschluß schließt, taucht in der offenen Tür Carol auf. Sie ist schon im Begriff zu lächeln, als sie Mulligan erblickt. Mit offenem Mund bleibt sie stehen. Aber Lacey weiß ja, daß Carol ihren neuen Liebhaber nicht besonders schätzt.

»O Gott!« Sie dreht sich auf dem Absatz um und verschwindet.

Lacey nimmt das nächstbeste Hemd, das sich findet; es ist das Trikot der Marauders. Sie wirft es über und eilt ins Wohnzimmer zu Carol, die gerade den Notizzettel in kleine Stücke reißt.

»Okay. Was hast du an Mulligan auszusetzen?«

»Er ist ein Blödmann.«

»He!«

»Oh, okay. Also kein Blödmann, nur ein Versager.«

»Carol, hör auf!«

»Aber du hast schon immer einen schlechten Geschmack gehabt, was Männer betrifft. Nein, entschuldige, das geht nicht gegen ihn. Es ist nur, daß du etwas Besseres verdienst. Jemand, der etwas hermacht, der weiß, was er will und sich auch durchsetzen ...«

»Du hast doch keine Ahnung.« Lacey bemüht sich, nicht laut zu werden. »Ich brauche keinen Kerl, der mir sagt, was zu tun ist. Das kenne ich von der Flotte nur zu gut, danke!«

»Das meine ich nicht, das weißt du genau.«

349

»Na gut, aber es soll eben jemand sein, zu dem man aufschauen kann, nicht wahr? Auch das hatte ich schon.«

»Gut, da hast du nicht unrecht.« Carol wirft die Papierfetzen in den Müllschlucker. »Dieser Jorge oder Hermie mit seinem lausigen Ego muß der aufgeblasenste Typ im ganzen erforschten Sektor gewesen sein was ich dir damals immer klarmachen wollte. Er und seine verdammten engen Hosen ... ich denke, sie haben die Blutzufuhr zum Gehirn behindert.«

Wider Willen muß Lacey lachen.

»Also Carol, dann weißt du doch, was ich jetzt will! Jemand, der zur Abwechslung zu
mir
aufblickt.

Ist daran etwas schlecht?«

»Na ja, wahrscheinlich nicht.«

»Gut. Außerdem möchte ich jemandem um mich haben, um den ich mich kümmern muß ... nein, verwöhnen meine ich nicht - jemand, der Zuwendung braucht!«

»Nun, dazu ist er genau der Richtige. Lacey, er ist noch ein Kind! Wie alt ist er: zweiundzwanzig, dreiundzwanzig?«

»Ich weiß, ich bin alt genug, seine Mutter zu sein. Und weißt du was? Es kümmert mich nicht, solange es ihm egal ist.«

»Kann er überhaupt ohne Computer dreiundzwanzig von achtundvierzig abziehen?«

»Mensch, halt bloß deine Klappe!«

Carol ist verärgert.

»Ach, hör schon auf, Frau Doktor! Ich habe genug Geld, um ihn auszuhalten, wenn ich will. Und ich will. Und außerdem mußt du zugeben, daß er ein verdammt gutaussehender Typ ist, für einen Blanco.

Und dazu ein phantastischer Shortstop.«

»Okay. Vielleicht hab' ich unrecht.«

»Ach du lieber Himmel! Buddy, ruf das Fernsehen an! Nie hätte ich gedacht, den Tag zu erleben, an dem Carol so etwas eingesteht.«

350

»Ich nehme an, meine Programmiererin scherzt.« Buddy scheint nicht weniger verärgert zu sein als Carol. »Vielleicht interessiert es dich, daß die Einheit Mulligan sich diesem Raum nähert.«

Nur mit Jeans bekleidet kommt Mulligan herein; als er Carol erblickt, bleibt er wie angewurzelt stehen. Sein Erschrecken ist nicht gespielt. Obwohl Lacey spürt, daß sie ihn so nicht stehen lassen darf, daß es einer Geste bedarf, ein Kuß vielleicht - sie bringt es nicht über sich; zu tief sitzt ihre Abneigung gegen Zärtlichkeiten vor aller Augen.

»Möchtest du frühstücken?« fragt sie.

Er schaut sie an und lächelt, und auch dieses unschuldige Lächeln, diese echte Freude drängt sie, sich ihm in die Arme zu werfen. Statt dessen setzt sie sich an den Computertisch.

»Sicher«, sagt er. »Ich werd' mich darum kümmern. Bleibst du zum Frühstück, Carol? Du bist eingeladen.«

Carol starrt ihn an, dann murmelt sie ein >danke!< und läßt sich auf die Couch fallen. Mulligan lächelt wieder, es gilt allen hier ohne Einschränkung, dann geht er pfeifend hinüber in die Küche.

»Himmel«, sagt Carol, »er fühlt sich schon ganz zu Hause.«

»Warum nicht?« Lacey lehnt sich zurück, legt die Beine auf den Tisch und grinst zur Decke.

»Schließlich wohnt er jetzt hier.«

ENDE

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