Polar City Blues (17 page)

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Authors: Katharine Kerr

BOOK: Polar City Blues
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»Na ja, sicher.« Bates nippt vorsichtig von seinem Gin Tonic. »Man könnte sagen, jeder von uns tut die Dinge gern auf seine Weise.«

»Ja, genau so meine ich es. Aber diesmal haben wir wirklich ein schwerwiegendes Problem zu lösen.

Wir
müssen
zusammenarbeiten, aus Gründen der Staatssicherheit und der interstellaren Freundschaft wegen. Ist es nicht so?«

»Sicher.«
Und wenn ich richtig verstanden habe, du aufgeblasener Arsch, geht es wirklich um die
Republik.
»Tatsächlich so ernst? Haben Sie einen Hinweis auf eine Beteiligung der Allianz in dieser Sache?«

»Auch das ...« Akeli starrt mit gerunzelter Stirn in sein Glas und schüttelte es, daß die Eiswürfel klappern. »Aber zunächst wäre noch etwas zu klären ... Ich weiß, man könnte mich manchmal für übertrieben vorschriftengläubig halten. Aber es geht hier um Informationen, die normalerweise unter einer Geheimhaltungsstufe klassifiziert werden, die Ihnen nicht zugänglich ist. Das hat in der Vergangenheit schon manchen Ärger gemacht.«

»Na ja, sicher.«

»Also.« Akeli beugt sich mit einem raschen Lächeln vor, das wohl entwaffnend wirken soll, doch erinnern die entblößten Zähne an ein Haifischmaul. »Dann sagen Sie mir doch, von Mann zu Mann, wie Ihre Leute es geschafft haben, in unsere Datenbank einzudringen.«

»In Ihre was?«

»Ach lassen Sie das! Von Mann zu Mann ... ehrlich!« Wieder das Haifischgrinsen. »Spielen Sie doch nicht den Unwissenden! Ich gebe zu, die Leistung Ihrer Leute ist bewundernswert. Unsere Experten haben ein System entworfen, von dem sie meinen, daß es vor jedem unbefugten Zugriff sicher ist.

Aber Ihre Leute haben uns angezapft, so oft sie wollten - und alles, was passierte, war, daß das Alarmsignal ausgelöst wurde, als es zu spät war und nicht einmal mehr der Zugriffscode des Eindringlings festgehalten werden konnte.«

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Gewisse schwer zugängliche Datenbanken, o Buddy
Laut sagt Bates: »Woher wollen Sie dann wissen, daß wir es waren?«

»Wer denn sonst? Es ist nicht die Allianz, nicht die Konföderation, denn ihre Verbindungen zum Kommunikationsnetz unterliegen einer gewissen Kontrolle. Sie wollen mir sicher nicht einreden, daß wir es mit einem Amateur zu tun haben, der mit seinem Maschinchen in das am besten gesicherte Computer System der Republik eindringen kann.«

Bates überlegt, nimmt noch einen Schluck, um Zeit zu gewinnen. Wenn er befürchten müßte, daß die Staatspolizei Lacey und Buddy auf die Schliche kommen könnte, dann würde er jetzt lügen, um sie zu decken. Aber er ist sich ziemlich sicher, daß Buddy imstande ist, seine Spur zu verwischen erst recht, wenn er ihm ein Wörtchen davon sagte, daß das Herumschnüffeln nicht unbemerkt geblieben war.

»Akeli, Ihr Problem ist wahrscheinlich größer, als Sie denken. Ich schwör's Ihnen, von Mann zu Mann, oder was immer Sie wollen: Niemand von meinen Leuten hat versucht, Ihr System anzuzapfen.

Es ist wahr, glauben Sie mir! Sie sollten sich dringend einige Experten von Sarah kommen lassen, denn Sie haben es mit einem ernsten Defekt zu tun.«

Einen langen Augenblick starrt ihn Akeli aus schmalgewordenen Augen an, dann nickt er.

»Also gut. Ich glaube Ihnen. Ich werde es unverzüglich in Ordnung bringen lassen.«

»Das sollten Sie tun!«

»Sie entschuldigen mich einen Moment?«

Akeli nimmt sein Glas und verschwindet im hinteren Büro, läßt Bates allein mit seinem Gin. Als er zurückkommt, ist seine Miene äußerst grimmig. Dagegen müßte er schleunigst etwas tun, denkt Bates.

»Nun ... Was diese mögliche Verbindung zwischen Ka Gren und einem Informanten, vielleicht Doppelagenten, der Allianz angeht, so habe ich meine beste Beamtin darauf angesetzt, und sie hat in der Kürze der Zeit schon gewisse

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aufschlußreiche Resultate erzielt: So zum Beispiel, daß Ka Gren in letzter Zeit häufig in Kellys Bar und Restaurant gesehen wurde.«

»Ach ja? Hat er dort jemanden getroffen?« »Nein. Aber er kam jeden Abend, bestellte etwas zu trinken, das er gleich bezahlte, und suchte sich dann einen Platz, von dem aus er das Fenster zur Straße überblicken konnte. Es kam vor, daß er nicht einmal austrank, sondern wie der Blitz hochfuhr und hinauseilte. Bei anderen Gelegenheiten dauerte es eine ganze Zeit, so daß er noch etwas nachbestellen konnte, bis er - allerdings kaum weniger überstürzt - das Lokal verließ.

»Also kam jemand vorbei, gab ihm ein vereinbartes Zeichen, und er folgte zu einem Treffpunkt, wo man sich sicher fühlte.«

»Das ist der Eindruck, der sich aufdrängt, Wir sollten diese Spur verfolgen, ohne Zeit zu verlieren, Bates.« Er macht eine Pause und legt die Hände zusammen, Fingerspitze gegen Fingerspitze. »Gerade als Sie kamen, habe ich über die Regierungsleitung ein Gespräch mit der Präsidentin geführt. Sie ist außer sich. Die Konföderation hat nun schon mehr als eine unfreundliche Note an sie gerichtet, und ihre Noten an die Botschaft der Allianz sind eher noch unfreundlicher. Und der Botschafter der Allianz hat sich bei ihr über die, wie er sagt, unbegründeten Verdächtigungen seitens der Konföderation beschwert. Einige wichtige Klauseln des jüngsten Vertrages sind noch nicht formuliert.

Wir müssen diese Sache endlich aufklären, oder sie wird gezwungen sein, Porttown unter das Kriegsrecht zu stellen.«

Bates Magen scheint mit einem Mal der Gin nicht mehr zu bekommen; in seinem Magen brennt es wie Feuer.

»Die Armee hierher? Was für eine Scheiße! Dann hätten wir tagelang Aufruhr in den Straßen. Die Leute auf Sarah haben keine Ahnung von dieser Stadt. Hatten sie noch nie!«

»Oh, die Präsidentin kennt Porttown gut genug. Die Frage 149

ist doch nur, ob Porttown oder der neue Vertrag wichtiger ist. Nun übertreiben Sie nicht, Bates, jeder weiß, daß Sie die Blancos mit Samthandschuhen anfassen, aber ...«

»Diese Leute sind Bürger der Republik, nicht anders als wir auch. Haben Sie und die Präsidentin das vergessen?«

»Natürlich nicht.« Ein verbindliches Lächeln, zu verbindlich, um echt zu sein. »Wir sprechen nicht von dem, was wünschenswert ist, sondern von Eventualitäten, wenn alle Stricke reißen. Wär's Ihnen denn lieber, wenn die Allianz hier landet? Es ist so gut wie sicher, daß die Konföderation dann ihre Flotte schickt, um uns, wie sie sagen werden, zu' beschützen.«

»Und warum sollte die Allianz hier Leute absetzen?«

»Ich weiß es wirklich nicht.« Akeli macht ein gequältes Gesicht. »Die Präsidentin hat kein anderes Wort davon verlauten lassen.«

»Wenn Sie mich fragen - die Allianz ist nichts weiter als eine leere Drohung. Da steckt etwas anderes dahinter. Die Typen auf Sarah haben schon viele Jahre versucht, mit Porttown aufzuräumen. Was wollen sie mit den Blancos machen? Sie in Besiedlungsprojekte stecken? Das ist doch schlimmer als jedes Ghetto, das man sich denken kann.«

»Das ist nicht mein Ressort, el jefe.« Akeli zuckt die Achseln, hebt entschuldigend die Hände. »Ich bin nicht der Minister für Städtebau. Ich weiß nur eines: Entweder Sie finden den Mörder, oder Porttown wird dichtgemacht, dichter als jede Luftschleuse. Haben Sie mich verstanden?«

»Sie waren recht gut zu hören.« Bates richtete sich auf seinem Sessel auf und stellt sein Glas ab. »Jetzt hören Sie mal zu, und am besten erzählen Sie auch der Präsidentin, was ich Ihnen sagen werde. Wenn sie Porttown unter das Kriegsrecht stellt, dann wird sie ganz schön alt aussehen. Denn unter den Leuten dort hält sich etwas versteckt, was sie dringend brauchen könnte, eine neue Trumpfkarte in diesem Spiel, in dem lausigen Spiel zwischen der Allianz und der Konföderation. Und ich wette, daß die Alliierten das wis-150

sen, und deshalb wollen sie auch Zeit schinden, denn ihre Lage ist ganz schön blöd.«

»Tatsächlich?« Akeli hat sich in seinem Sessel zurückgelehnt; nun verzieht er ärgerlich das Gesicht und richtet sich auf, um Bates in die Augen zu sehen. »Und was soll das für eine weltbewegende Sache sein?«

»Wie wär's denn mit einem Erstkontakt? Mit einer noch nie gesehenen Spezies, absolut neu und einmalig? Und dieser Fremde hat sich ausgerechnet in unserer schönen Stadt versteckt, weil die Alliierten sein Schiff auf der Bahn um die Sonne verfolgt haben?«

Akeli sitzt reglos da, nur ein großer Schweißtropfen rinnt langsam über seine Backe.

»Okay, Mann«, sagt Bates, »ganz schön delikat, nicht? Ich weiß noch nicht einmal, wo dieser Fremde jetzt steckt. Und wenn irgend jemand uns die Porttowner verärgert, dann werden wir es vielleicht nie wissen. Ist das klar?«

»Scheiße«, erwidert Akeli leise. »Aber was ist, wenn sie die Truppen trotzdem herschickt? Was könnte sie davon abhalten, Porttown einfach auseinandernehmen zu lassen, Haus für Haus?«

»Nicht
was,
sondern
wer?
Und Sie sind derjenige, der das besorgen müßte. Wenn erst mal die Armee hier ist, was hat dann die Staatspolizei noch zu sagen? Sie haben doch hier ein Agentennetz in Porttown, das bis in die Botschaften reicht. Was soll daraus werden, wenn erst der militärische Geheimdienst überall herumschnüffelt?«

Akeli flucht so gotteslästerlich, daß man annehmen muß, daß er verstanden hat. Bates erlaubt sich ein ganz kleines Lächeln.

»Sie sollten also noch einmal mit der Präsidentin reden. Sagen Sie ihr, was Sie wollen, aber sagen Sie es deutlich.«

»Äh ... scheint ja unvermeidlich zu sein, nicht wahr? Na schön, ich werd's versuchen. Sonst bleiben uns nur noch drei Tage, bis die Armee landet.«

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»Drei ...?« Bates ist zu erschüttert, um noch zu fluchen. »Dann sollten wir uns besser an die Arbeit machen.«

Bates kann es kaum erwarten, endlich mit Lacey zu reden, doch fährt er erst einmal ein Stück, bis er gut zwei Kilometer vom Turm der Staatspolizei entfernt ist. Von hier aus können sie den Funkverkehr nicht mehr so einfach abhören. Er parkt den Gleiter in einer ruhigen Gasse, dann ruft er über sein privates Telefon Buddy an.

»Chief Bates, ich bin sehr froh, von Ihnen zu hören. Ich habe die Ergebnisse der Nachforschung, die Sie gewünscht haben. Ich bin eben dabei, den vollständigen Bericht an Ihren Computer durchzugeben.

Möchten Sie inzwischen eine kurze Zusammenfassung hören?« »Aber verdammt gerne. Gracias, Buddy. Schieß los.« »Vor sechsunddreißig Jahren ist ein Buch erschienen, das eine weltweite Kontroverse auslöste. Es hieß
Dem Terror entronnen,
und der Autor, ein Mensch, war ein Überläufer der Allianz, der um politisches Asyl ersuchte. Er gab an, daß er gezwungen werden sollte, seine Psi-Begabung als Killer im Staatsauftrag einzusetzen. Er gebrauchte dabei das Wort
Assassinen.
Nachdem er sich zur Religion des Galaktischen Bewußtseins bekehrt hatte, trieb ihn sein Gewissen dazu, sich von diesem Tun loszusagen. Sprecher der Allianz dementierten seine Beschuldigungen, er sei nichts weiter als ein geldgieriger Romanschreiber. Später gab es dann mehrere Holo-Filme und ein dokumentarisches Drama über diese Geschichte, ganz abgesehen davon, daß das Motiv der psi-begabten Assassinen seither aus der Schundliteratur nicht mehr wegzudenken ist. Die Allianz rief in mehr als hundert Fällen die Gerichte an, um eine weitere Erörterung dieses Themas zu unterbinden, und hatte auch einen gewissen Erfolg damit.«

»Daran erinnere ich mich, damals war ich allerdings noch ein Kind. Gibt es irgendeinen Hinweis, ob der Mann log oder die Wahrheit sagte?«

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»Keinen, Sir. Er starb kurz nach Erscheinen des Buchs. Es war Selbstmord, aber was besagt das schon

...«

»Du meinst, wenn ein Profi das arrangiert hat?«

»Genau, Sir. Ich übertrage das ganze Buch in eine der Resexve-Speicherboxen Ihres Computers. Ihre Einheit und Sie werden sehen, daß es viele erstaunliche Details enthält, für wie phantastisch man die Geschichte auch halten möchte.«

»Sehr gut, Buddy. Jetzt haben wir endlich einen Haken, an den wir unsere Hemden hängen können.

Etwas, das die Präsidentin den Alliierten unter die Nase reiben kann, wenn es nötig sein sollte.«

»Sir? Ich verstehe nicht.«

»Tschuldige, Buddy. Hör zu - erst erzähl' ich dir, was los ist, dann mußt du Lacey für mich ausfindig machen. Sie sollte erfahren, daß jemand den Einsatz in unserem Spiel gewaltig erhöht hat. - Ach, bevor ich's vergesse: Die Staatspolizei hat gemerkt, daß jemand in ihr System eingedrungen ist.«

»Danke, Sir. Ich werde bestrebt sein, in Zukunft keine Spuren mehr zu hinterlassen. Ich bin jetzt auf Input geschaltet und nehme gern Ihre Daten auf.«

Wie versprochen erwartet sie Sam bei Kelly an der Bar. Gelangweilt verfolgt er die Aufzeichnung eines Baseballspiels an der Videowand, während er hin und wieder einen Schluck aus dem großen Glas mit auf Hagar gebrautem >Tequila< nimmt, pur bis auf eine einzige Limonenscheibe. Er ist groß und schlank, mit schwarzem, lockigem Haar und dunkelbrauner Haut - ein gutaussehender Mann mit jener typischen athletischen Figur der Raumfahrer, die in der Enge ihrer Schiffe die von Wissenschaftlern entwickelten Übungen absolvieren. Und wie die meisten Raumfahrer trägt er einen Overall, königsblau bis auf den silbergrauen linken Ärmel. Als er Lacey erblickt, fällt er mit einem Jubel-153

schrei über sie her und zieht sie an sich. Die umstehenden Gäste amüsieren sich.

»He, Lacey«, ruft einer, »was wird denn Mulligan dazu sagen, na?«

Lacey macht nur eine wegwerfende Handbewegung.

Bei Kelly gibt es einige gemütliche Nischen im hinteren Teil des Restaurants, speziell für jene Gäste, die mehr die Intimität als die laute Gesellschaft lieben, und Lacey führt Sam zu jenem Tisch, der am weitesten vom Eingang entfernt ist. Lächelnd nimmt er die dunkle Holzverkleidung und das sauber gebügelte Tischtuch zur Kenntnis, dann setzt er sich ihr gegenüber und schaltet die Speisekarte ein.

»Alles, was du magst, mein Kleiner«, sagt Lacey, »ich lade dich ein.«

»Himmel, nein! Ich werde bezahlen!«

»Dann wieder das alte Spielchen?«

»Na gut, werfen wir eine Münze - aber erst nach dem Essen.«

Sie tippen ihre Bestellung ein, Sojasteak für Sam, Fischbällchen aus getrockneten Lachsflocken für Lacey, dann schalten sie die elektronische Karte wieder aus. Kelly kommt höchstpersönlich herbei und bringt eine Flasche Wein und zwei Gläser; er macht aus dem Eingießen fast ein Ritual.

»Hallo, Lacey, que pasa? Ich hab' gehört, daß dein Mulligan bei den Maurauders den Shortstop spielen wird?«

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