Read Ashes for Breakfast Online
Authors: Durs Grünbein
                               through the science-fiction mirror
out into the galactic silence of the Tao poets.
PORTRAIT DES KÃNSTLERS ALS JUNGER GRENZHUND
Zum Andenken an I.P. Pawlow
Und alle Versuchshunde
Der Medizinischen Akademie der
Russischen Armee
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Eingefrorener Hund
Wurde wiederbelebt.
âºDas ist ja sonderbar!â¹ schrie der
Mit der dünnen Stimme.
âºUnd er kommt nicht alleinâ¹
Antwortete die Fremde.
(Fortsetzung folgt)
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1
Hundsein ist ein leerer Parkplatz am Mittag.
âºNichts als Ãrger â¦â¹ und Seekrankheit an Land.
Hundsein ist dies und das, Lernen aus Abfallhaufen,
Ein Knöchel als Mahlzeit, Orgasmen im Schlamm.
Hundsein ist was als nächstes geschieht, Zufall
Der einspringt für Langeweile und Nichtverstehen.
Hundsein ist Kampf mit dem stärkeren Gegner
Zeit, die dich schwachmacht mit rennenden Zäunen.
Sovieles an Vielzuvielem auf engstem Raum â¦
Hundsein ist diese Fahrt mit der Geisterbahn
Sprache, die trickreich den Weg verstellt,
                                                                        Falle für Alles.
Hundsein ist Müssen, wenn du nicht willst, Wollen
Wenn du nicht kannst und immer schaut jemand zu.
Hundsein?
                   Ist dieses Ãbelriechen aufs Wort.
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2
âºGeh aus dem Lichtâ¹ sagst du und meinst im Glas
Des Spiegels, blind vom Hinsehn, diesen Dämon
Der dich (Quecksilberblick!) bejahrt bejaht.
Mit hartem Strahl durchdringt er dein Gesicht
Wie ein Spion vom Clan der Röntgengeister.
Wenn du dich wendest, wendet in dir Angst
Vorm Unumkehrbarsein zur Flucht nach vorn.
Bis etwas feststeht â¦
                                     hinter den Grimassen.
Noch im Phantombild wirst du, beim Gehirntest
Sofort erkannt. Wenn auch nur halb und halb.
Ein Andrer in den andern gehst du fremd
Wie sie in dir fremdgehn.
                                             Die Stirn vermauert
Ist jede Zuflucht schnell durcheilt. Zu spät
Kommt alles erst ans Licht durch Autopsie?
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3
⦠zig Jahre Dienst mit Blick auf Stacheldraht
Landauf landab im Trott hält nur ein Hund aus,
Der was ihn gängelt anstaunt, früh schon brav.
Im Schlaf noch wird ihm jedes Loch im Grenzzaun
Heimtückisch klein zum Einschuà hinterm Ohr.
Ein sattes Schmatzen zeigt: Auch Hunde träumen.
Was ihm den Maulkorb feucht macht, ist der Wahn
Daà Parallelen irgendwann sich schneiden
Wo Pawlow für den Rest an Psyche steht
(Instinkt, mobilgemacht, ein Zickzack-KompaÃ)
Ist Dialektik nichts als ⦠Hundetreue;
Sinn für die Stimmung in
his master's voice.
So kommt es, daà er erst im Abgang klarsieht,
Am Ende des Prozesses.
                                           âºWie ein Hund.â¹
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4
Alt siehst du aus, young dog. Atomzeitalt.
Neugierig morgens, schwer von Rest-Rationen
Bildsatter Träume streunst du in den Tag,
Gebremst vom Autostrom im Smog, den Sprachen
Gedruckt auf breitgewalztem Holz, dem Brei
An dem nicht zu ersticken es viel List braucht.
Denn was du sein sollst, gibt dein Phänotyp
Der Fetisch, jedem sichtbar, vor: ein Deutscher.
Weià⦠männlich ⦠mittelgroà⦠brünett.
                                                                              Das reicht
Vielleicht für siebzig Jahre
Kampf ums Dasein.
Wenn's hochkommt, hält Geduld den Rotz zurück.
Doch droht mit Schlimmsten immerhin auch dir
Die Dummheit,
                            das Gesumm der Hirnmaschine
Von der es heiÃt, sie produziert sich selbst.
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5
Aus dem verramschten Rausch der frühen Jahre
Geführt aufs Glatteis scheuer Sachlichkeit
Frierst du am Nullpunkt ein vor Zeichenstarre.
Durch dich hindurch geht was Versprechen spricht,
Ein Schwindsuchtsog, der Wort, Blick, Geste leert.
Die grellen Träume bleichen aus beim Waschen
Chemisch entfärbt, mit blödem Zeug bedruckt.
Die Resistenz am Ende des Jahrhunderts
Zieht sich geheimnislos ins Hirn zurück.
Was jetzt noch wachhält, Schwachkopf, ist Gelächter
Ãber ein Tier, tief in sich selbst verstrickt.
Sonst gibt es nichts, was ernst zu nehmen wäre.
Gefragt, woran ich Tag und Nacht gedacht hab
Sag ich aus List vielleicht nochmal âºAn nichts.â¹
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6
Der Mensch, nun ja ⦠das alphabetisierte Tier,
Das einzige das lügt, gehorcht der Logik
Von Augenmaà und Täuschung. Was das heiÃt
Siehst du beim ersten Blick in eine Zeitung.
Beim zweiten ⦠Vorsicht ⦠bist du schon dabei.
Was hilft dir Skepsis, seit soviel geglaubt wird
Daà du wie Stickstoff Illusionen atmest
Die als Gerücht längst reiner Traumstoff sind.
Statist des Alltags mit dem Kopf im Nebel
Denk an Sokrates.
                                 Wenn der schwor âºBeim Hund!â¹
Fiel eine Welt aus Meinungen in Scherben.
Wie jedes Kind schon weiÃ, echt paradox
Bringt gleich das erste Wort ein MiÃverständnis
Das nur durch Wiederholung sich vergiÃt.
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7
Glücklich in einem Niemandsland aus Sand
War ich ein Hund, in Grenzen wunschlos, stumm.
Von oben kam, was ich zum Glauben brauchte.
Gott war ein Flugzeug, wolkenweià getarnt
Vom Feind, mich einzuschläfern, ferngesteuert.
Doch blieb ich stoisch, mein Revier im Blick.
Wenn ich auf allen Vieren Haltung annahm,
Zündstoff mein Fell, lud mich der Boden auf.
Im Westen, heiÃt es, geht der Hund dem Herrn
Voraus.
             Im Osten folgt er ihm â mit Abstand.
Was mich betrifft, ich war mein eigner Hund,
Gleich fern von Ost und West, im Todesstreifen.
Nur hier gelang mir manchmal dieser Sprung
Tief aus dem Zwielicht zwischen Hund und Wolf.
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8
Verstand, wie
Joe
sagt, die Dreigroschen-Hölle
Ist dieser Ort, wo sich das Ich eins pfeift;
Wo sich auf Abstand halten Angst und Neugier.
Die Angst: es könnte bald an seinem Rand
Spurlos verschwinden auf dem Weg der Neugier.
Der Neugier: wie sich's lebt, befreit von Angst.
Daraus ergibt sich leicht ein kleines Drama
Entlang der Grenzen, vom Verstand markiert
Durch immer neues unverwandtes Streunen.
Ich bin nicht hier, sagt es.
                                            Ich bin nicht dort.
Und sein Versteckspiel zeigt: Ich ist kein andrer
Als dieser Grenzhund, der sich selbst bewacht.
Wer garantiert dir, daà er dich nicht anspringt
Gesetzt, du ziehst dich still aus dem Verkehr?
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9
Hört euch das an: Ich sei so sanft gewesen
Daà man mich nun als Haustier halten will,
HeiÃt es in einem Nachruf noch zu Lebzeit.
Mir wird ganz schlecht, wenn ich sie flöten höre
Von handzahm, kinderlieb und treu. Geschwätz!
Für alles Fremde findet sich ein Kennwort.
Sieht aus, als sei ich nun von Zeit ereilt
Und meine Stimme schwimmt im Eingeständnis:
âºHalb war ich Zombie, halb enfant perdu â¦â¹
Vielleicht hat mich da drauÃen irgendwann
Der Raum verschluckt, wo sich der Sichtkreis schlieÃt.
Von nun an soll mein Double für mich sorgen.
Mein Trotz wird ausgekotzt mitsamt der Frage:
Ob Haustierhirne schlieÃlich leichter sind?
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10
Wie gut nur, daà man meiner Stirn von auÃen
Den Film nicht ansieht, der im Innern läuft.
âºMein Leben rückwärts â¦â¹ oder wie ich blindlings
Im Sperrgebiet durch die verminten Zonen strich,
Selbst nur ein Strich in einer offnen Gleichung.
Nun ist sie nicht mehr offen, ich bin frei.
Die Landschaft sinkt zurück, ein neuer Baugrund.
Seit ich hier raus bin, kennt mich niemand mehr.
Der Sand löscht aus.
                                    Wachtürme sind vergeÃlich
Wie Augen, von den Höhlen abgelöst.
Die zwei, drei Namen für den Ort der Trennung
Sind schon verblaÃt.
                                    Nichts mehr verrät den Trick
Durch den ein Streifen Land zum Zeitloch wurde.
Wie gut nur, daà man meiner Stirn nichts ansieht.
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11
Und du? Hast du vergessen, wo du herkommst?
Wird dir nun klar, wie groà der Schaden ist
Sovieler Jahre Peinlichkeit und Komik�
Was für ein Land, in dem ein Wort zum Tag
Viel mehr erregt als das noch nie Gesagte,
Das somit ungesagt bleibt.
                                              Wessen Stimme
Verschluckt sich beim Versuch den Fraà zu kauen?
Sogleich zu wissen, was geschieht, was nicht
Kann Raffinesse sein.
                                      Hier war es Lethargie
Wie kopflos strammzustehn vor Müdigkeit.
Was heiÃt schon Leben? Für alles gibt's Ersatz
Wo nur Hypnose herrscht und âºDienst ist Dienstâ¹.
Mach dir nichts vor, im Paradies der Hunde
Ist Pisse an den Bäumen Stoff zum Träumen.
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12
Hund unter Hunden nachts im SchuÃfeld wach:
       Wie war das noch, der Bauch gibt acht? Worauf?
       Daà du gepreÃten Kuchen friÃt in PreuÃen?
Was war es, das dir in den Rücken trat,
War es die GroÃhirnrinde, die da sprach
       âºIch weiÃâ¹? War es die Zufuhr frischen Bluts?
Was für ein Hundeleben und um welchen Preis.
       Daà du ein Opfer bist, was soll der Quatsch?
Nur Ethologen haben den Komplizenblick
       Der Angst begreift. In ihren Studien kommt
       Das Tier als Mensch oft vor. Was mich betraf
Ich lag in einem langen Schlaf. Ich war
Ein Automat, der leicht auf Knopfdruck kam.
       Wohin ich kam, kam ich umhin. Von A
Nach B (und umgekehrt) der schnellste Weg
       Wo MiÃtraun Bögen schlägt, ist die Ellipse.
Reià dir kein Bein aus ⦠Künstliche Intelligenz
       Hat für den Fall der Störung vorgesorgt.
       Schon in der Frage, wer dich repariert
Falls die Mechanik streikt, steckt der Defekt.
Als
L'homme machine
 ⦠von La Mettrie in Schutz
       Genommen brauchst du keine Alibis
Du funktionierst, das reicht. Und good old Hobbes
       Kommt für den Schaden auf im Dienst der Ordnung.
Niemand kann sagen, was ihm fehlt eh nicht
       Der Schock ihm hilft. Aus Ignoranz gestürzt
       Fliegt dir dein ganzes Leben auf. Im freien Fall
Zieht ein Projektor die Verlust-Tabelle durch.
Lochstreifen nackter Angst. Vor meinen Augen Schwarz.
       Kann sein, es ist Verblendung, die mir sagt:
Nicht erst seit Vico oder Machiavelli sind
      Â
I due occhi della storia
blind.
PORTRAIT OF THE ARTIST AS A YOUNG BORDER DOG (NOT COLLIE)
To the memory of I. P. Pavlov
And all the laboratory dogs
Of the medical academy of the
Russian armed forces
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Frozen dog
Brought back to life.
“Astonishing!” called the man
With the reedy voice.
“And he's not the only one,”
replied the stranger.
(to be continued)
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1
Being a dog is an empty car park at noon.
“Nothing but trouble⦔ and seasickness on land.
Being a dog is this and that, taking instruction from garbage heaps,
A knuckle sandwich for dinner, mud orgasms.
Being a dog is whatever happens next, randomness
The mother of boredom and incomprehension.
Being a dog is being up against a bigger opponent
Time, which does you in with endless chain-links.
So much of too-much in a tiny space â¦
Being a dog is a ride on the ghost train of language,
Which keeps throwing clever obstructions your way.